Kabel Zellerberg Realist-Serie im Test, Bild
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Einzeltest > Kabel > 13.10.2025

Leitende Tätigkeiten

Wie es manchmal so geht: Eigentlich war das Ziel die Entwicklung einer Verstärkerkombination, dabei herausgekommen sind zwei komplette Kabelserien.

Kabel von Zellerberg Audio

Hintergründiges 
Zellerberg Audio ist ein noch relativ junger Hersteller am Markt für audiophile Preziosen. Die in Kufstein, Österreich ansässige Firma begann als hobbyistisch motivierter Zusammenschluss von drei Ingenieuren verschiedener Fachrichtungen. Und die Herren taten das, was so viele Enthusiasten in diesem Metier machen: Mengen von klassischem Equipment anhäufen, viele Selbstbauprojekte initiieren. Und so entstanden Phono-, Vor- und Endstufen, mitunter auch für eine eventuelle kommerzielle Verwendung. Den Plan dafür gibt’s immer noch, die ersten wirklich greifbaren Erfolge erzielte man jedoch mit der Entwicklung von Verbindungsleitungen für HiFi-Anwendungen. Die Legende besagt, dass erste Versuche mit dicken Kupferstangen in transparenten Aquariumschläuchen als Kleinsignal- und Lautsprecherleitungen klanglich so überzeugende Ergebnisse lieferten, dass man fortan beschloss, diese Erfahrungen in deutlich besser handhabbare Formen zu bringen. Glücklich dürfen sich diejenigen Zeitgenossen schätzen, die über die Möglichkeiten verfügen, ihr Kupfer selbst zu gießen und daraus Drähte nach Maß zu ziehen. Das ist bei Zellerberg Audio der Fall. Nicht nur hat man dadurch alle Parameter des Produktionsprozesses selbst in der Hand, zudem kann man auch eine absolut gleichbleibende Qualität des Endproduktes garantieren – anders als bei zugekaufter Industrieware. Insbesondere die Abkühlprozesse sind dem Vernehmen nach bei den Kristallisationsprozessen von entscheidender Bedeutung, man versucht besonders langkristallines Kupfer zu erzeugen.   

Sechs Jahre später erwuchs aus diesen Experimenten heraus ein erstes Ergebnis dass man „Lautsprecherkabel“ nennen konnte.

Kabel Zellerberg Realist-Serie im Test, Bild
Auch diese Verbinder stammen vom Hersteller ETI Das Lautsprecherkabel ist mit versilberten Kabelschuhen ausgestattet
Es fand seinen Weg auf die High End 2023 und debütierte dort in der Vorführanlage eines bekannten Lautsprecherherstellers, dort allerdings noch incognito. Im Herbst 2023 traute man sich erstmals an die Öffentlichkeit und präsentierte seine Produkte auf der Finest Audio Show in Wien. Seitdem sind zwei Kabelfamilien entstanden. Die „Realist“- Serie setzt auf Kupferleiter und ist diejenige, mit der wir uns hie näher beschäftigen wollen. Bei der „Naturalist“-Reihe ging man noch einen Schritt weiter und kombinierte Kupfer und Silber zu einem noch ambitionierteren Produkt. In beiden Reihen gibt’s Kleinsignal-, Digital- und Lautsprecherkabel. Was den genauen Aufbau der in Geflechtschläuchen steckenden Leiter angeht, lässt dich der Hersteller nur bis zu einem gewissen Punkt in die Karten gucken. So kommt bei den Signalkabeln der Realist-Serie dem Vernehmen nach ein Leiter mit lediglich 0,06 Millimetern Durchmesser zum Zuge. Als Dielektrikum setzt man Baumwolle ein, isoliert also vermutlich jeden Leiter in einem Geflechtschlauch aus dem Naturmaterial. Das ist eine beliebte und ganz bestimmt keine schlechte Wahl an dieser Stelle. Die Isolation übernimmt ein Kunststoff namens Polyolefin, gemeinhin einfach als Schrumpfschlauch bekannt. Eine Abschirmung gibt’s auch, die besteht aus einem verzinnten Kupferdrahtgefl echt. Woraus ich mich zu folgern traue, dass zumindest die Signalkabel einem klassischen koaxialen Aufbau folgen.   

Beim Lautsprecherkabel sieht die Sache etwas anders aus. Da verfügt jeder Leiter über einen Querschnitt von 0,3 Quadratmillimetern. Die – vermutlich zwei – Stränge stecken abermals in Baumwollgeflechtschläuchen, sind mit Schrumpfschlauch isoliert und fristen ihr Dasein in einem zweilagigen Gewebeschlauch. Ich bitte diese Aufbaubeschreibung mit einer gewissen Vorsicht zu genießen, ein paar Dinge habe ich mir aus den Herstellerangaben zusammengereimt. Die Sigalkabel gibt’s natürlich in einer unsymmetrischen Cinch- und einer symmetrischen XLR-Version. Das Digitalkabel der Reihe verfügt ebenfalls über Cinch- Armaturen und ist als S/ PDIF-Verbindung gedacht. Es unterscheidet sich äußerlich nur durch andere Steckverbinder vom Cinch-Signalkabel. Apropos: Beim Cinchkabel setzt Zellerberg auf mir bis dato unbekannte Armaturen des Herstellers ETI-Research. Die machen einen sehr guten Eindruck und orientieren sich vom Aufbau – wie so ziemlich jeder angesagte Cinch-Stecker heutzutage – ein bisschen am Nextgen-Design von WBT, sprich: Es gibt keinen leitenden Massekragen, sondern eine geschlitzte Kunststoffhülse, die die Buchse nur in einem Punkt kontaktiert. Die Kabelenden sind mit reichlich Schrumpfschlauch stabilisiert, was die letzten zehn Zentimeter der ansonsten recht flexiblen Leitungen sehr starr macht. Das muss man wissen, wenn man hinter der Anlage nicht viel Platz hat. Dieses Phänomen gibt’s auch bei den XLR-Kabeln, die ebenfalls mit ETI-Steckern versehen sind. Sie verfügen über rhodinierte Kontakte, sind bestimmt gut, leider gibt’s hier die von den Neutrik-Steckern her bekannten Verriegelungen nicht, wodurch man hier immer ein bisschen aufpassen muss, ob die Verbindungen auch richtig sitzen.  

Die Lautsprecherkabel sind mit versilberten ETI-Kabelschuhen versehen.
Kabel Zellerberg Realist-Serie im Test, Bild
Auch beim XLR-Kabel setzt der Hersteller auf ETI-Verbinder
Diese Leitung teilt sich erst kurz vor dem Ende in die zwei Einzelleiter auf, worauf man Obacht geben muss, sollte man über einen Verstärker mit weit auseinanderliegenden Plus- und Minusanschlüssen hat. Die Verarbeitungsqualität aller Zellerberg- Kabel ist sehr gut und es spricht nichts dagegen, dass man damit lange ohne Probleme Musik hören kann. Das Vergnügen will zuvor jedoch entsprechend honoriert werden: Ein Satz Cinchkabel in 1,20 Metern Länge (es gibt standardmäßig auch noch 0,6 und 1,8 Meter) kostet 2.400 Euro, das Gleiche in XLR-Ausführung 3.100 Euro. Ein Stereosatz Lautsprecherkabel in zwei Metern Länge wechselt für 2.600 Euro den Besitzer, hier sind standardmäßig auch noch 2,5, 3 und 4 Meter lieferbar.   

Zu guter Letzt noch das Digitalkabel mit Cinch-Terminierung: 1.275 Euro für die einen Meter lange Ausführung. Zu Letzterem kann ich mangels entsprechender Einsatzmöglichkeiten klanglich leider nichts sagen, was in einem analog aufgestellten Magazin wie diesem hier aber zu verschmerzen sein sollte.  

Klang 
Kabeltests sind übrigens um einiges leichter, wenn man in der Lage ist, ein komplettes System mit Leitungen eines Herstellers auszustatten. Was hier zum Glück möglich war, weil wir die Verbindung zwischen Phonovorstufe und Vollverstärker sowie zwischen Vollverstärker und Lautsprecher gleichzeitig zu begutachten hatten. Und? Gibt’s nennenswerte Unterschiede zu unserem zugegebenermaßen etwas ungeordneten Sammelsurium, mit dem wir üblicherweise unser Hörraum-Setup verkabeln? Aber ja doch. Sogar in erstaunlich hohem Maße. Die „Realist“-Kupferkabel zeichnen sich durch eine insgesamt sehr aufgeräumte und unaufgeregte Spielweise aus. Sie bieten eine sehr präzise und gut lokalisierbare Raumdarstellung sämtlicher Einzelereignisse. Tonal liegen sie auf der neutralen Seite und zeichnen sich insbesondere am oberen Ende des Audiosprektrums durch eine feine, aber nie übertriebene Gangart aus. Das Lautsprecherkabel scheint mir einen etwas forscheren Charakter an den Tag zu legen als die Kleinsignalverbinder, es wirkt etwas dynamischer und knackiger als die Kleinsignalleitungen. Die Kombination macht’s ohne Zweifel, und die darf als sehr gelungen gelten. Natürlich ändern sich die Eindrücke immer ein wenig, wenn man einzelne Komponenten austauscht, der insgesamt feine und gut sortierte Eindruck blieb jedoch über alle Versuche erhalten. Wenn Sie bereit sind, in diesen Dimensionen Geld für Verbindungsleitungen zu investieren – Zellerberg ist auf alle Fälle eine ausgezeichnete Option.  

Mitspieler 
Plattenspieler: 
  •  Thales Elegance / Simplicity II 
Tonabhehmer: 
  •  Lyra Atlas Lambda 
Phonovorstufe: 
  •  Accuphase C-57 
Vollverstärker: 
  •  Soulnote A-3 
Lautsprecher: 
  •  Klang + Ton Nada 
  •  JBL 4301B 

Gegenspieler 
Signal- und Lautsprecherkabel: 
  •  diverse  

Gespieltes 
  • Led Zeppelin: How The West Was Won 
  • Nina Simone: At The Village Gate 
  • Wishbone Ash: Arguns (45 rpm) 
  • Neil Young: Psychedelic Pill 

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Fazit

Die Kabel-Newcomer aus Österreich überzeugen bereits mit ihrer kleineren Linie voll und ganz: Die „Realist“-Leitungen klingen detailliert, transparant, gut sortiert und niemals lästig. Prima!

KategorieKabel
ProduktRealist-Serie
HerstellerZellerberg
Preis1770 Euro (RCA, 0,6 m)
Getestet vonHolger Barske
Vorheriger Test

Einflussreich - Röhrenvorverstärker Air Tight ATC-7

Logo LP:Magazin

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Korrekt. Die Angelegenheit ist nicht ganz neu. Da sie aber ausgezeichnet funktioniert ist sie es wert, nochmals ausführlich vorgestellt zu werden.

Holger Barske
Redakteur / Tester

Holger Barske


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