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Einzeltest > Tonabnehmer > 24.10.2025

Eine Frage der Geduld

Meine Erfahrungen mit Skyanalog-Tonabnehmern sind hervorragend. Vom kleinsten Denon DL-103-Killer P-1M bis hin zum edlen Reference hat mir jedes auf seine Art sehr gut gefallen. Gilt das auch für die neue Skyanalog-Mittelklasse?

Tonabnehmer Skyanalog G-1 MKII

Geduld ist eine Tugend, die in unseren Zeiten fast schon in Vergessenheit geraten ist. Beim Tonabnehmerbau- und auch Einbau kommt man allerdings ohne Geduld nicht aus. Im Fall des Skyanalog G-1 MKII braucht man auch beim Einspielen etwas Geduld, dazu später mehr. In der LP 3/21 schrieb Holger Barske über die komplette G-Serie, also G-1 bis G-3 und war voll des Lobes. Gerade das mittlere der drei Systeme hatte es ihm besonders angetan. Er schrieb aber auch, dass das G-1 für mächtig Wirbel auf dem Tonabnehmermarkt sorgen werde. Ich kenne zwar keine Zahlen, kann seiner Intention aber folgen. Nun wurde die komplette Serie erneuert und ich bin gespannt, welche Qualitäten das neue G-1 MKII erkennen lässt.  

Anerkennung 
Nachdem sich TCG Audio Chef Eckhard Derks seit einigen Jahren erfolgreich für die Marke stark macht, ist dieser erste chinesische Tonabnehmerhersteller in unserem Bewusstsein als hervorragende Alternative zu den üblichen Platzhirschen ankommen.


Dank gerader Kanten und präziser Fertigung sind auch Einbau und Justage des G-1 MKII eine Freude
Schaut man sich die Skyanalog Website an, sieht man gleich, was auch Holger Barske schon schrieb:“Die Leute sind stolz auf das, was sie da machen.“ Gut 50.000 Tonabnehmer hat Skyanalog in der über 25-jährigen Firmengeschichte schon für mehr als 20 Marken gebaut, ihre eigenen seit einigen Jahren mit eingerechnet. Die Firma ist, was ihre Partner angeht, sehr diskret und das gilt auch für Informationen und echten technischen Details zu ihren Produkten. Das ist für uns Autoren immer ein Dilemma, denn fehlen die, kann ein Bericht schnell zur Marketingschrift verkommen. Ich kommuniziere das immer im Gespräch mit den Herstellern, nur nützt es manchmal einfach nichts, sprich ich bekomme einfach keine besseren Informationen oder tiefere Einsichten. Seid also nicht böse oder genervt, wenn ich nicht wirklich tief in technische Details dieses Tonabnehmers eintauchen kann.  

Meine Erkenntnisse 
Die neuen G-Modelle unterscheiden sich nur durch ihren Nadelträger und die damit verbundene Nadelnachgiebigkeit sowie ihrer Farbgebung voneinander. Der Häuptling der Serie, das G-3 MKII trägt Saphir (15mN Nadelnachgiebigkeit), das G-2 MKII Rubin (13mN) und unser Freund G-1 MKII mit dem bewährten Bor das härteste Material (12mN). Beim Nadelschliff steht nur „elliptisch“, auf Nachfrage stellt sich aber heraus, dass es sich um einen feineren Line-Contact-Schliff handelt. Der Korpus der G-Serie besteht aus gehärtetem Aluminium und unterscheidet sich, wie erwähnt, nur in der Farbgebung. Im Vergleich zur Vorgängerserie sind Oberfläche und Kanten feiner bearbeitet und damit auch akustisch optimiert. Skyanalog stellt alles, außer Nadelträger und Nadel, selbst her. Die Fertigungsräume sind 1000 m2 groß und beherbergen gleich acht modernste CNCMaschinen. So kann man arbeiten.  

Die Aufhängung 
Das theoretisch Spannendste aller Verbesserungen im Skyanalog-Kosmos ist die mit „Yang“ bezeichnete neue Aufhängung. Seit zehn Jahren forschen sie unter der Leitung des Skyanalog- Gründers und Chefs Jack Leung daran. Es geht dabei um das maximal ideale Zusammenspiel zwischen Faden und Gummi der Aufhängung. Die beiden bzw. ihre Qualität und ihr Zusammenspiel bestimmen zu einem guten Teil die Güte der Abtastfähigkeit eines Tonabnehmers. Oder anders formuliert, wie man seine PS auf die Straße, also in die Rille bringt. Das ist zwar nichts Neues, will aber immer wieder aufs Neue beachtet und erforscht werden. Skyanalog betreibt aufwendige Studien zu Gummischungen, wir kennen das von Ortofon. Besonders zeitintensiv sind dabei die praktischen Versuche, denn theoretisch kann man das Thema nur begrenzt erfassen. Die Abstimmung der Yang-Aufhängung wird offenbar für jedes System neu bestimmt. Mehr wurde nicht verraten – siehe oben – einzig noch, dass es sich nicht um synthetisches Gummi handelt. Durch die seit letztem Jahr eingesetzte Yan-Aufhängung ist es Skyanalog auch gelungen, die Auflagekraft auf 1.35 g senken zu können. Dazu gleich noch mehr.  

Versprechen? Eingehalten 
Meine Lebensgefährtin sagte in der Einspielphase nach etwa 10 Stunden Spielzeit, das System sei ein Versprechen. Man könne schon hören, wohin es sich bewege, was für ein Potential es habe, es sei aber noch nicht ganz da. Damit hatte sie vollkommen Recht, denn davor machte das G-1 MKII nicht richtig viel Freude: harsch, komprimiert, grau klang es. Würde man es zu diesem Zeitpunkt beurteilen, hätte es schlechte Karten. Und noch ein Faktor spielt eine Rolle und darauf hat mich Aaron von Skyanalog gebracht: das Spielen mit der Auflagekraft. 1.35 g ist ja ziemlich wenig, aber grundsätzlich nicht verkehrt. Ich habe mich schrittweise nach oben gearbeitet, eingerastet ist es bei mir bei 1,47 g. In der weiteren Einspielphase hatte ich Schwierigkeiten mit Stimmen, die eindimensional und komprimiert klangen. Ich habe noch einmal feinjustiert und als dann die Staples nach ca 20 Stunden loslegten, war alles da: Mikrodetails, die raue, göttliche Stimme von Mavis Staples, der Bass, der Groove, die Grobdynamik-einfach genial klang es auf einmal. Das zeigt, wie viel Sorgfalt und eben Geduld man bei der Justage walten lassen muss, selbst wenn es sich hier nicht um den schärfsten aller Schliffe handelt. Und diese Geduld wird belohnt, dass kann ich euch versprechen. Zapp habe ich ewig nicht gehört. Aber als „More Bounce to the Ounce“ los ging, weckte das nicht nur Erinnerungen an meine Jugend und Zeit als DJ, es aktivierte tatsächlich mein Tanzbein: satt, knackig, farbig und hoch dynamisch ging das zur Sache. Dasselbe galt auch für Herbie Hancocks weniger bekanntes Album „Inventions & Dimensions“. Hier experimentiert er mit zwei Percussionisten und inkorporiert lateinamerikanische Rhythmen. Das knackt und perlt und klingt so richtig, dass ich eine Platte nach der anderen auflege. Darunter auch Tracy Chapmans berühmtes Debütalbum. Gleich bei „Talking ´Bout a Revolution“ ist ihre Stimme voll da, so charakteristisch, jung und doch voller Kraft bekommen mich ihre Botschaften auch heute noch. Ab hier heißt es Musik genießen mit dem Skyanalog G-1 MKII.  

Mitspieler 
Plattenspieler: 
  •  Garrard 401 mit Schick 12 
Vorverstärker: 
  •  Stax SRA-12S 
Endverstärker: 
  •  Acoustic Masterpiece M-101 
MC-Übertrager: 
  •  Air Tight ATH-3 
Lautsprecher: 
  •  Greeenwall Ivy 

Gegenspieler 
Tonabnehmer:
  •  Hana Umami Blue  

Gespieltes 
  • Zapp: Zapp 
  • Tracy Chapman: Same 
  • The Staple Singers: Soul Folk In Action 
  • Herbie Hancock: Inventions & Dimensions 
  • Al Cohn: Tenor Conclave 


Fazit

Meine Erfahrungen mit Skyanalog-Tonabnehmern sind hervorragend. Vom kleinsten Denon DL-103-Killer P-1M bis hin zum edlen Reference hat mir jedes auf seine Art sehr gut gefallen. Gilt das auch für die neue Skyanalog-Mittelklasse?

KategorieTonabnehmer
ProduktG-1 MKII
HerstellerSkyanalog
Preis1149 Euro
Getestet vonChristian Bayer
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Einflussreich - Röhrenvorverstärker Air Tight ATC-7

Nächster Test

Die Kunst des Bremsens - Plattenspieler Thales Elegance

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Christian Bayer
Redakteur / Tester

Christian Bayer


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