Wohl kaum eine Tonabnehmerbaureihe auf der Welt genießt einen so hohen Bekanntheitsgrad wie die Concorde-Familie von Ortofon. Was nicht an den HiFi-Freunden liegt. Es ist an der Zeit, das zu ändern.
                             
                            
                            
                                Tonabnehmer Ortofon Concorde Music
                                Historisches 
Der zweite Tonabnehmer in meiner HiFi- “Karriere“ war ein Ortofon Concorde. Fragt mich bitte nicht was für eins, es hat damals ein Shure M-70B abgelöst, dass ich an meinem Aiwa-Direkttriebler (AP-2200) gnadenlos heruntergenudelt hatte. Das müsste so um 1980 gewesen sein. Einfach nur die Nadel tauschen fand’ ich damals doof, es musste dieses ungeheuer stylische stromlinienförmige Ding aus einer anderen Welt sein, zumal das Budget eines Schülers das so gerade eben noch hergab. War’s gut? Kann ich nicht sagen, ich hab’s jedenfalls lange betrieben und hatte nie etwas am Sound auszusetzen.  
Konzeptionelles 
Eines der Ziele bei der Entwicklung der Baureihe war es, den Umgang mit den Abtastern so einfach wie möglich zu machen. Kein Gefummel mit Headshells und winzigen Schräubchen, kein Kampf mit Überhang und Kröpfung. Was es brauchte war ein Tonarm mit SME-Anschluss, da montiert man ein Concorde mit zwei Handgriffen, stellt Auflagekraft und Antiskating nach dem Ausbalancieren nach Skala ein – fertig. Generationen von DJs arbeiten bis zum heutigen Tage genau so und kennen gar nichts Anderes am Ende der Tonarme ihrer Technics-Direkttriebler. Und genau die, denen wir zum nicht geringen Teil das Überleben der Vinylkultur zu verdanken haben, waren von vornherein die angedachte Zielgruppe für die Überschall-Tonabnehmer. Für den professionellen Einsatz gibt’s bis heute eine Unzahl verschiedener Modelle. Auch solche, die mit Scratching ohne Probleme fertig werden.  
Während Ortofon bei den DJ-Abtastern immer besonderen Wert auf Haltbarkeit und auf ein besonders voluminöses und wuchtiges Klangbild gelegt hat, gibt’s nun endlich eine Baureihe, die sich an den ambitionierten HiFi-Hörer richtet, die „Concorde Music“-Reihe. Die besteht aus fünf Modellen, von denen das Flaggschiff, das Concorde Music Black LVB 250, nicht rechtzeitig für diesen Test fertig wurde und wir uns zunächst nur mit den vier anderen Modellen beschäftigen dürfen. Die Reise beginnt beim Modell Concorde Music Red für 150 Euro, darauf folgen Blue, Bronze und Black für 250, 400 und 600 Euro. Das Black LVB 250 wird 1000 Euro kosten, wenn’s denn einmal verfügbar ist. Wer sich bei der Nomenklatur an Ortofons bekannte 2M-Reihe erinnert fühlt, der tut das zurecht: Auch da gibt’s eine entsprechende Farbcodierung, auch die Preisgestaltung ist sehr ähnlich wie bei den Concorde Music- Modellen.   
Konstruktives 
Alle Modelle der Reihe bauen auf den gleichen Generator und unterscheiden sich nur durch den Nadeleinschub. 
 Die Austauschnadeln werden in einer clever konzipierten Verpackung geliefert
Die Austauschnadeln werden in einer clever konzipierten Verpackung geliefert Auch das deckt sich mit den 2M-Modellen. Identisch sind die Generatoren beider Baureihen jedoch offenbar nicht, es gibt kleine Unterschiede bei den technischen Daten. So bringen die Concorde Music Modelle etwas mehr Ausgangsspannung mit (beachtliche 6 Millivolt) und bieten eine leicht verbesserte Abtastfähigkeit (80 μm). Auch sind sie etwas härter aufgehängt als die 2MModelle. Ortofon verwendet das bewährte hauseigene Design mit vier Spulen, die aus versilbertem OFC-Kupfer auf separate Polstücke gewickelt werden. Wert legt man auf die besondere Mischung für das Dämpfungsgummi. Soweit alles wie gehabt, die Besonderheiten liegen im Detail.   
Nadeleinschübe Die Nadeleinschübe sind beliebig austauschbar. Man kann also ohne Probleme mit dem Modell Red seine ersten Gehversuche in die Concode Music-Welt wagen und später auf höherwertige Diamanten upgraden. Tatsächlich sind die Einschübe sogar mit einem großen Teil der DJ-Systeme der Concorde-Reihe kompatibel. Das Basismodell „Red“ zeichnet sich durch einen Aluminiumnadelträger mit elliptischem Diamanten aus. Er wird von Kleber an Ort und Stelle gehalten. Beim nächstgrößeren Modell „Blue“ sieht die Sache ähnlich aus, aber eben nicht ganz: Hier gibt’s einen „nackten“ Diamanten, der ohne Kleber an Ort und Stellen gehalten wird, er wird in einer Öffnung im Nadelträger eingeklemmt. Die Anordnung hat den Vorteil einer geringeren bewegten Masse, so dass die Nadel der Rillenflanke leichter folgen kann. Auch beim „Bronze“ gibt’s einen Alu-Nadelträger und einen nackten Diamanten, dieser trägt in diesem Falle jedoch einen Fine Line-Schliff. Diese sehr schmale Bauform kann der Rillenflanke besser folgen, was die Abtastfähigkeit merklich verbessert. Bleibt noch das „Black“, bei dem eine Nadel mit dem berühmten Shibata-Schliff zum Zuge kommt. Dessen Form kommt der des Schneidestichels am nächsten, weshalb er intensivsten Kontakt zur Rillenflanke gewährleistet.   
Klang Für den Hörtest montierte ich das System in einem 12“-Tonarm von Thomas Schick. 
 Das erste System der Concorde-Baureihe erschien bereits 1979
Das erste System der Concorde-Baureihe erschien bereits 1979  Außer einer Tonarmwaage keinerlei Werkzeug zu bemühen war gewöhnungsbedürftig, aber nicht unangenehm. Ortofon gibt die optimale Auflagekraft mit 18 mN an, auch beim Nadelwechsel muss man nicht korrigieren. Das „Red“ entpuppte sich als gelungener Allrounder. Es klingt an keiner Stelle spektakulär, leistet sich jedoch auch keine Schwächen. Der „Blue“-Einschub zeigt, dass bereits der Unterschied zwischen einem geklebten und einem gesteckten Diamanten deutlich hörbar ist: Gerade im Bass konnte es sich durch eine deutlich knackigere und konturiertere Wiedergabe in Szene setzen. Die mächtigen tieftonalen Eruptionen auf „Spiritchaser“ von MFSL vermochte es jedenfalls merklich überzeugender darzustellen als das Red. Beim Bronze stellen sich langsam ernsthaft audiophile Qualitäten ein. Die Transparenz, mit der diese Variante die Hannes Waders „7 Lieder“ in den Raum stellt, bringt so manches MC ins Schwitzen, es klingt sehr stramm und lebendig. Das Black schließlich geht in die gleiche Richtung, setzt aber in allen Belangen nochmal eins drauf. Mit ihm sind wir so langsam in ernsthaft highendigen Gefilden angekommen und freuen uns über die Inbrunst eines Ryan Adams und die Intensität einer Nina Simone. Persönlich halte ich das Blue für Rock/ Pop-Hörer für optimal, für klanglich anspruchsvollere Musik bietet das Bronze das Meiste fürs Geld.