Envy of None – Stygian Wavz

Genre: Dark Art Rock

Schon mit ihrem Debüt haben Envy of None klargemacht, dass sie mehr sind als ein „Rush-Nachklapp mit Sängerin“. Allerdings wollte sich weder der selbstbetitelte Erstling noch die folgende EP „That Was Then“ so recht auf meinem Plattenteller festsetzen. 

Jetzt legt das Quartett um Alex Lifeson, Andy Curran, Maiah Wynne und Alfi o Annibalini mit „Stygian Wavz“ ein Album nach, das dieses Manko mit Sicherheit ausmerzt. Deutlich rauer, dabei gleichzeitig melodiöser und eingängiger loten sie noch konsequenter die Zwischenräume zwischen Industrial, Ambient, Dark Pop und Art-Rock aus. Der überraschende Opener „Not Dead Yet“ kommt mit funky Gitarrenlicks und fast schon einem James-Bond-Vibe um die Ecke – stylish, treibend, düster-elegant. Lifeson hält sich nicht zurück, drängt sich aber auch nicht in den Vordergrund. Es geht hier um das Kollektiv – und das merkt man. Maiah Wynne bleibt das schwebende Zentrum des Sounds. Ihre Stimme ist fl üchtig und gleichzeitig zupackend und warm – wie bei „The Story“, einer bitter-süßen Nummer über Verlust und emotionale Selbstermächtigung, das für mich heraussticht und Lust auf den Rest des Albums macht. Klanglich ist „Stygian Wavz“ wie gesagt rauer als das Debüt, aber nicht weniger detailverliebt. Vieles wirkt kantiger, elektronischer, manchmal sogar bedrohlich, und dadurch interessanter. 

Das Titelstück ist ein Tiefsee-Tauchgang mit Synthesizer-Kaskaden und ätherischem Gesang, hypnotisch und entrückt. Stygian Wavz ist kein Wohlfühl-Album – eher ein seltsam schöner Fiebertraum, der an die Ränder des Artpop schielt und sich dort hörbar wohlfühlt. Envy of None haben ihren Sound geschärft, erweitert – und bleiben eine der spannendsten Art- Rock-Bands der Gegenwart.