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Einzeltest > Analoges Zubehör > 31.07.2025

Der Lebensretter

Korrekt. Die Angelegenheit ist nicht ganz neu. Da sie aber ausgezeichnet funktioniert ist sie es wert, nochmals ausführlich vorgestellt zu werden.

Tonarmlift Little Fwend

Es gibt durchaus Leute in meinem Umfeld, die mich dafür belächeln, dass ich mich praktisch ausschließlich mit „manuellen“ Plattenspielern beschäftige. Dabei gibt es doch so tolle Erfindungen wie Halb- und Vollautomaten, die die Notwendigkeit des sofortigen Aufstehens am Ende einer Schallplattenseite drastisch reduzieren. Das ist richtig, aber: Wer sich seine Plattenspieler selbst zusammenkombiniert, also Laufwerke und Tonarme verschiedenster Couleur miteinander verheiratet, der muss auf den Luxus solcher Auto-matikfunktionen verzichten. Die teilweise recht komplexe Mechanik ist bei solchen Kon-struktionen einfach nicht realisierbar. Aber: Muss das wirklich so sein? Kann man nicht wenigstens einen Teil des Automatik- Komforts auch auf manuellen Plattenspielern reali-sieren? Die gute Nachricht lautet: Man kann. Zumindest eine Endabschaltung lässt sich bei einer Vielzahl von Laufwerks-/ Tonarmkombinationen nachrüsten. Will sagen: Kurz bevor der Tonarm die Auslaufrille erreicht, sorgt ein trickreiches Zusatzgerätchen dafür, dass der Arm zuverlässig angehoben wird und der arme Abtastdiamant muss nicht bis zum Eingreifen des Benutzers in der Auslaufrille seine Runden drehen, was weder der Nadel noch der Platte guttut. Das Geheimnis heißt „Little Fwend“ und ist eine norwegi-sche Erfindung. In der Tat fühlt sich alles an dem „kleinen Freund“ ziemlich skandinavisch an, von der klaren Formensprache bis hin zur innovativen Verpackung aus Holz und Papier – also komplett ohne Plastik. Auf den ersten Blick sieht ein Little Fwend aus wie ein Tonarmlift – was er auf eine gewisse Art ja auch ist, schließlich besteht sein Job darin, den Tonarm zu einem möglichst genau definierten Zeitpunkt anzuheben.   

Dafür gibt es eine „Liftbank“, also einen gummibeschichteten Metallstab, der ölgedämpft um etwa zwei Millimeter nach oben fahren kann, um den Tonarm aus der Rille zu heben. Die Liftbank ist in einem als Ständer fungierenden Edelstahlkonus montiert, der als Ständer für die ganze Angelegenheit dient. Die Angelegenheit wird an geeigneter Stelle neben dem Tonarm positioniert – dazu kommen wir noch – von wo aus sie ihren Job verrichtet. Es gibt eine „Spannvorrichting“, mittels derer die Liftbank des Little Fwend in ihrer Ausgangsposition arretiert wird und von wo aus sie im „Auslösefall“ nach oben fährt und ihren Job verrichtet. Diese Vorrichting wird durch simples Herunterdrücken gespannt, was es einsichtigerweise nach jeder „Auslösung“ des Gerätchens zu tun gilt. Und woher weiß Little Fwend nun, wann er auszulösen hat? Das sagt ihm ein filigraner, senkrecht nach oben gebogener Drahtausleger. Wenn das Tonarmrohr diesen Auslöser anstößt, löst der Liftmechanismus aus hebt den Arm an. Eigentlich ganz simpel, oder?   

Die Tücke steckt natürlich wie immer im Detail.


Innovative Verpackung: Im Wesentliche besteht jene nämlich aus MDF
Zunächst einmal galt es konstruktiv dafür zu sorgen, dass der Auslösemechanismus schon bei sehr geringen Kräften funktioniert, der Bewegung des Tonarms soll ja möglichst wenig Widerstand entgegengesetzt werden. zum anderen gilt es eine Konstruktion zu finden, die möglichst universell auf alle Tonarme und Einbausituationen anpassbar ist. Mit einem einzigen Modell war das nicht möglich, so gibt es den Little Fwend* derzeit in drei Ausführungen; klein, groß und speziell für Technics- DJ-Plattenspieler, Letzere Stellen aufgrund ihres ausladenden Drehkranzes an der Armbasis eine Besonderheit dar, hier musste man sich etwas Besonderes einfallen lassen, um ein geeignetes Plätzchen für den kleinen Helfer zu finden.   

Ähnliches gilt für die Rega-Plattenspieler P8 und P10, die aufgrund ihres extrem reduzierten Chassis eine Montage ebenfalls erschweren; hierfür hat der Hersteller jedoch einen besonderen „Kragen“ ersonnen, mit dem sich das Modell „Low“ auch hier anbringen lässt. Neben dem „Low“ gibt es – kaum überraschend – noch das Modell „High“ mit einer höheren Basis. Dieses ist für Arme mit einem größeren Abstand zur Laufwerksgrundplatte gedacht. Die meisten Anwendungsfälle sollten sich mit dem Modell „Low“ abdecken lassen. Jenes wechselt für 209 Euro den Besitzer, die hohe Variante* kostet 239 Euro.   

Vor den Erfolg jedoch haben die Götter den Schweiß gesetzt, will sagen: Die korrekte Funktion des Little Fwend steht und fällt mit seiner korrekten Montage und Justage.

Der Little Fwend kommt auf alle Fälle gut geschützt beim Anwender an
Einfach zu bewerkstelligen ist die Höheneinstellung: Sie ist so zu wählen, dass die gespannte Liftbank etwa einen Millimeter unterhalb des Tonarms „bei der Arbeit“ sitzt. Die Postition des Gerätes auf dem Plattenspieler sollte möglichst weit vorne am Tonarm gewählt werden, aus zwei Gründen: Little Fwend muss um so weniger Kraft zum Anheben des Arms aufwenden, je weiter vorne er angreift – simple Hebelphysik. Zum anderen ist der Auslösemoment hier besser einstellbar, weil die Bewegung des Arms in Relation zu seinem Drehwinkel hier größer ist als näher am Drehpunkt. Einfacher gesagt; mehr vorne – mehr Auslenkung. Dann gilt es noch die Orientierung des Auslöseauslegers zu beachten: Je paralleler er im gewünschten Auslösemoment zum Armrohr steht, desto leichter lässt er sich auslösen – auch das ist eine simple Hebelfrage. Die optimale Position und Orientierung zu finden erfordert ein wenig Geduld, ist aber definitiv machbar. Vorsichtige Naturen können den Little Fwend einfach an der richtigen Stelle stehen lassen, einfacher wird´s jedoch, wenn man sich der mitgelieferten selbstklebenden „Magnetscheibe“ bedient. Diese hält den Little Fwend recht zuverlässig an der korrekten Position.   

Wir haben unsere Experimente in erster Linie mit dem Modell „Low“ gemacht und uns von seiner Funktionalität auf einem Rega-Plattenspieler Modell „Planar 3 RS Edition“ überzeugt. Das Setup war in fünf Minuten erledigt, die Funktionsweise erwies sich als erfreulich robust: Wir haben etwa 30 unterschiedliche Platten aufgelegt und uns das Abschaltverhalten angesehen. Der Little Fwend hat seinen Job jedesmal anstandslos erledigt und zuverlässig ausgelöst. Besser geht’s nicht.

Mitspieler 
Plattenspieler: 
  •  Rega Planar 3 RS Edition 
  •  Transrotor Massimo Nero / TRA Studio 12 

Gespieltes 
  • Paul Desmond Easy Living 
  • Rainbow On Stage 
  • Willy De Ville Unplugged In Berlin 
  • My Sleeping Karma Atma  

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Fazit

Der Little Fwend ist eine clevere und zuverlässige Möglichkeit, fast jeden Plattenspieler mit einer mechanischen Endabschaltung nachzurüsten. Hat man sich einmal dran gewöhnt, möchte man den kleinen Helfer nicht mehr missen.

KategorieAnaloges Zubehör
ProduktLittle Fwend
HerstellerbFly Audio
Preis209 Euro
Getestet vonHolger Barske
Vorheriger Test

Einflussreich - Röhrenvorverstärker Air Tight ATC-7

Logo LP:Magazin

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Holger Barske
Redakteur / Tester

Holger Barske


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