Platte Patrick Wolf – Crying the Neck (Apport) im Test, Bild
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Musikrezension > Platte > 14.10.2025

Patrick Wolf – Crying the Neck


Genre: World-Folk-Country-Pop

Der Londoner Multiinstrumentalist Patrick Wolf, oft als Folktronica-Künstler bezeichnet, war erst 28, als sein fünftes Album „Lupercalia“ im Jahr 2011 die britischen Charts erreichte. Danach folgten harte Jahre, die geprägt waren von Sucht, Bankrott, einem Unfall in Italien und dem Tod seiner Mutter. Daran kann man zerbrechen – oder wachsen. 

Wolf hat sich für letzteres entschieden und meldet sich zurück mit einem Album, das von Gegensätzen lebt. Mal klingt es dunkel, mal tröstlich, mal dramatisch, mal intim. „Crying the Neck*“ verbindet nicht nur Stimmungen, sondern auch Genres, streift Clubmusik und Kammerpop, Theatralik und Minimalismus. Der Opener „Reculver“ startet als zarte Klavierballade, steigert sich mit Streicherwucht und endet mit synthetischem Flirren. Wolfs Handschrift ist durchaus ausufernd, risikofreudig, meistens recht treffsicher und oft überwältigend. Die besten Stücke jedoch reduzieren sich aufs Wesentliche: „Song of the Scythe“ mit Glocken und Streichern, „The Curfew Bell“ mit Schubert-würdiger Melodie, „Hymn of the Haar“ mit beeindruckender stimmlicher Bandbreite. Auch das gänsehauterregende „Lughnasa“ mit der Gastsängerin Serafi na Steer gefällt mir besonders gut. Wolfs Texte mäandern des Öfteren ein wenig zwischen Poesie und Pathos, das kann man mögen, muss es aber nicht. Genauso wie den Umstand, dass er sich manchmal ein wenig in Details verliert („Hymn of the Haar“) oder fast schon einen Mitgröhl-Refrain in „Dies Irae“ einbaut. 

Trotz mancher Überfrachtung präsentiert sich Wolf als einer der eigenwilligsten und begabtesten Künstler seiner Generation. Kurz vor seinem 42. Geburtstag zeigt „Crying the Neck“, dass er künstlerisch wieder aufblüht und vielleicht sogar sein bestes Werk noch vor ihm liegt.

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Fazit

KategoriePlatte
ProduktPatrick Wolf – Crying the Neck
HerstellerApport
Preis0 Euro
Getestet vonMichael Bruss
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Einflussreich - Röhrenvorverstärker Air Tight ATC-7

Nächster Test

Gegenbewegung - Tonabnehmer OTTA Mandolin

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Michael Bruss
Redakteur / Tester

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