Mette Henriette – Drifting

Genre: Kammer-Jazz

Die norwegische Tenorsaxofonisten Mette Henriette setzt ihr musikalisches Können nur sehr spärlich ein. Seit ihrem Debüt im Jahr 2015 (rezensiert in LP 1/2020) hat sie kein weiteres Album aufgenommen und auch als Gastmusikerin tritt sie nur selten in Erscheinung. Umso schöner ist es, ihr 2023 erschienenes Zweitwerk zu erhalten, das mit zweijährigem Abstand nun auf Vinyl erhältlich ist. 

Im Gegensatz zum Erstling, das dafür von 35 auf 13 Stücke eingedampft werden musste, erhält der LP-Käufer diesmal das komplette Album. Es wäre allerdings auch ein Jammer gewesen, auch nur auf einen einzigen Ton dieses Gesamtkunstwerks verzichten zu müssen. Unter den 15 Kompositionen befinden sich auch zahlreiche Miniaturen, die aber für die Gesamtheit wichtig sind und Brücken zwischen den Stücken schlagen, die sich im weiten Kosmos zwischen Jazz, Klassik und neuer Kammermusik bewegen. Melodien oder ausformulierte Themen sind nicht anzutreffen, stattdessen in Töne gegossene Stimmungen, die den Hörer in Welten entführen können, die sonst nicht zu erreichen sind. Ihr zur Seite steht abermals Johan Lindvall am Piano, der das feinfühlige Saxofon Mette Henriettes mit sensiblen Tastenanschlägen umspielt. Die australische Cellistin Judith Hamann komplettiert das Trio und fügt sich – solistisch einen ähnlichen musikalischen Ansatz verfolgend - nahtlos in die sinnliche Performance ein.