Damit war trotz des hohen Alters von Rolf Kühn nicht zu rechnen. Nur wenige Wochen nach der Aufnahme zu „Fearless*“ verstarb er, ohne die Fertigstellung des letzten seiner zahllosen Alben erleben zu können. Mit ihm verstummt eine der wichtigsten Stimmen an der Klarinette, die es im Jazz zu hören gibt. In seiner über siebzig Jahre währenden Karriere hat er mit vielen namhaften Künstlern im In- und Ausland konzertiert und aufgenommen und sich dabei als Musiker mit hohem Wiedererkennungswert etabliert.
Bestandteil seines künstlerischen Schaffens war auch seine Tätigkeit als Komponist, wofür er stets das Klavier verwendete, das er als erstes Instrument erlernt hat. Erst auf seinem letzten Album verzichtete er darauf und schrieb die Noten direkt nieder. Er gab dabei nur den grundsätzlichen Rahmen vor und vertraute darauf, dass die Lücken durch spontane Improvisation geschlossen werden. An seiner Seite hatte er dabei Frank Chastenier am Piano, Lisa Wulff am Kontrabass und Túpack Mantilla am Schlagwerk, mit denen er auch das Vorgängeralbum „Yellow + Blue“ im Jahr 2018 gestaltet hat. Die Offenheit, mit der der Klarinettist Rolf Kühn durchs Leben gegangen ist, spiegelt sich auch in seinen Kompositionen wider, von denen es auf „Fearless“ sieben Stück gibt. Diese atmen viel avantgardistische Luft und werden ergänzt durch drei eingestreute Balladen von Leonard Bernstein, Eric Clapton und Michel Legrand, die durch ihre gänzlich andere Stilistik den Raum weit öffnen. Das Stück „Lost Story“ zeigt, dass Rolf Kühn das Balladen-Handwerk ebenfalls beherrscht.
Ein musikalisches Vermächtnis, das der großen Klasse Rolf Kühns entspricht.
| Titel | Rolf Kühn – Fearless |
| Label | MPS |
| Angehört von | Ralf Henke |
Jetzt zu unserem Newsletter anmelden und keinen Test mehr verpassen.
